Am 28. Und 29.9.2022 eröffnete der Hamburger Dichter Nail Doğan das einjährige TUSCH-Labor zum Thema „Diversität“ mit einer Lesung zuerst für die 10. und dann für die 9.Klassen. Dabei gelang es dem Lyriker mit seiner menschenfreundlich-liebenswürdigen, zugewandten und schülernahen Art im Handumdrehen, die anfänglich spürbare zurückhaltende Skepsis auf Seiten der Schülerschaft in begeistertes Zuhören und Mitreden zu verwandeln. Nail Dogan las nicht nur seine berührenden Texte, sondern beantwortete auch eine Fülle von Fragen, die immer lebhafter sprudelten. Diese Lesung war viel mehr als nur eine Lesung: Sie war ein für alle Seiten bereicherndes, intensives Gespräch eines jungen, besonderen Künstlers mit über 80 Jugendlichen gleichzeitig. Der laute und anhaltende Applaus am Ende kam nicht nur von denjenigen, die dieser Tag vielleicht inspiriert und ermutigt hat, sich selbst im Schreiben auszuprobieren.
maschinenköpfe lachen unsere wörter aus.
Hier nennt man sich nicht einfach mal so
Bruder, Habibti, Bratan, Schwester.
Tut man nicht.
Aber Peter nenne ich Abi.
Er fühlt sich geschmeichelt.
Ehre weil Abi großer Bruder
für Kardeş.
Weil hier nennt man sich nicht einfach mal so beim
überqueren einer mittelmäßig befahrenen Straße
mein Herz, Freund, mein Olivenbaum, Sevdiğim.
Tut man nicht.
Ich sage euch
die haben Liebe zu geben
keine Angst davor.
aus: http://www.openmikederblog.de/2020/11/07/nail-dogan-gedichte/
Nail Doğan
Geboren in Augsburg. 1988. Sohn eines Gasttaxifahrers, einer Gastputzfrau. Lebt in Hamburg. Kaut Fingernägel. Hält sich über Wasser. Schreibt.



